Ich bin kein Chatbot!

Warum du lieber mich füttern solltest statt eine KI

Neulich nannte mich jemand einen Kanarienvogel. Ich war verdutzt und fragte nach dem Grund. Ich sei klein, bunt und zwitschere viel, kam die Antwort postwendend. Das wiederum fand ich nicht nur irgendwie zutreffend, sondern auch ziemlich schön. Es hatte etwas sehr Fröhliches und Lebendiges. Und es sagte mir klar: Ich bin kein Chatbot!

Über Chatbots wird ja derzeit viel geschrieben und diskutiert. Und gerade meine Spezies kommt ins Grübeln. Wird mein Beruf künftig obsolet, weil es reicht, eine künstliche Intelligenz mit Input zu füttern und – schwupps – haut sie einen schönen Text raus? Noch dazu quasi für lau?

Die Antwort fällt nicht leicht. Sie hängt auch davon ab, was man für einen „schönen Text“ hält, vom Zweck dieses Texts und von den Ansprüchen derjenigen, die die KI nutzen. Handelt es sich um eine Ansammlung von Fakten, um pure Information? Mag sein, dass das klappt. Sofern man sich nicht daran stört, dass Altbekanntes in eine neue Reihenfolge gebracht und – in den mir bekannten Beispielen – etwas seelenlos formuliert wird. Allgemeinplätze, Phrasen und Worthülsen sind aber letztlich nur schöner Schein.

Ronaldo an der Konsole?!

Erst gestern sagte mir jemand: „Du musst dich unbedingt mit Chatbots vertraut machen! Musst wissen, wie das funktioniert. Vielleicht musst du so einen Bot ja bald selbst bedienen können, weil es gefragt ist.“

„Ich muss hier gar nix!“, erboste sich mein Texterherz still. Was für eine gruselige Vorstellung! Ich mutiere zum Zombie!!! Und mal ehrlich: Das ist doch so, als würde man Ronaldo sagen, er solle Fußball künftig öfter mal an der Konsole spielen statt auf dem Platz!

Ronaldo, der Welt liebster Fußballposer! Mister „Ich latsch jetzt fünf Schritte oder wie viel auch immer er da macht nach hinten für meinen Freistoß und falls ich treffe, gibt’s den Urschrei“. Der geht doch auch nicht freiwillig Knöpfchen drücken?! Und ich frage euch: Wem guckt ihr lieber zu? Ronaldo aufm Platz oder Ronaldo an der Konsole?

Ich lass das mal so stehen.

Christine Piontek mit einem Graffiti von Snoopy und Woodstock für den Blogartikel "Ich bin kein Chatbot!"
Der Beweis: Kanarienvögel muss man einfach gern haben!

Herzblut kannst du nicht ersetzen

Ohne mich jetzt auf eine Ebene mit einem Fußballgott stellen zu wollen, so halte ich doch fest: Ronaldo ist ziemlich gut in dem, was er macht. Das bin ich aber auch. Und er tut das, was er tut, mit Herzblut. So wie ich.

Nie im Leben muss ich mich mit Chatbots vertraut machen, um sie zu bedienen. „Hallo Chatbot, was darf ich dir bringen?“ Ich kann das machen, klar. Aus Neugier. Vielleicht auch, weil es klug ist. Kenne deine Feinde! Aber ich bin kein Chatbot und ich will auch keiner werden, indem ich mich zum Handlanger mache. Ich blühe auf, wenn ich schreibe.

Um meinen Punkt zu verdeutlichen, bleiben wir noch einen Moment bei Ronaldo. Wenn Ronaldo nicht mehr auf den Rasen darf, nimmt man ihm seine Bestimmung. Dass er für seinen Beruf lebt, kann man sehen. Er hält sich rigoros fit, schläft im Sauerstoffzelt und ernährt sich vermutlich vom Stein der Weisen. Intervallgefastet.

Trotz des aus sportlicher Sicht vorangeschrittenen Alters steckt Ronaldo manch jüngeren Spieler in die Tasche. Und was passiert? Fans lieben ihn für seine Hingabe, seine Leistung, seine Persönlichkeit. Und die Presse tut es auch. Deshalb bin ich überzeugt: Einzigartigkeit und Herzblut lösen etwas aus, das unersetzbar ist.

Gute Texte bewirken etwas

Auch wer mich bucht, kennt meinen Mehrwert. Meinen Kunden ist es wichtig, dass ich Persönlichkeit einbringe. Und ja, ich wage sogar zu behaupten, dass auch ich dazu in der Lage bin, das Leben derjenigen zu bereichern, für die ich schreibe.

Wenn du zum Beispiel bis hierhin geschmunzelt oder zustimmend genickt hast, hast du bereits etwas mitgenommen. Vielleicht siehst du die Sache auch nicht so wie ich, aber das ist OK. Gute Texte zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie zum Nachdenken oder zum Diskurs anregen bzw. eine bestenfalls gewünschte Reaktion hervorrufen (Stichwort: Call to Action).

Haltung und Humor

Wie auch immer du gerade auf den vorliegenden Text reagierst: Du tust es auch deshalb, weil ich als Schreiberin Haltung zeige. Weil du dich entweder mit dem identifizierst, was ich sage, oder eben nicht. Weil du spürst: Ich bin kein Chatbot!

Wenn Chatbots mal in der Lage sein sollten, serienmäßig Humor und Persönlichkeit in einen Text zu bringen, bin ich vermutlich am Arsch! Für den Moment scheint dies aber nicht der Fall zu sein. Und ich sage dir, was Chatbots nach meiner Kenntnis bisher auch nicht tun. Dinge, die mich aber sehr wohl auszeichnen und mir besagten Arsch retten könnten:

  • Chatbots lesen nicht zwischen den Zeilen und stellen die richtigen Rückfragen, um die Menschen, für die sie schreiben, besser zu verstehen.
  • Chatbots machen keine Konzepte oder Vorschläge, wie man eine Zielgruppe noch besser erreichen könnte.
  • Chatbots wägen nicht die Ziele derjenigen ab, für die sie schreiben. Sie schauen nur nach hinten.
  • Chatbots machen keine Servicearbeiten wie eine Keywordrecherche oder Kundenbesuche, um sich ein Produkt mal aus der Nähe anzugucken. Sie recherchieren nicht vor Ort. Sowas hilft aber ungemein!
  • Sie ergänzen keine ALT-Texte oder anderen optimierten Text-Snippets, die bei Webseiten dazugehören sollten, und
  • sie schreiben auch nicht SEO-optimiert.
  • Sie wählen keine Bilder aus und kümmern sich nicht um Bildunterschriften.
  • Chatbots sagen dir nicht, wenn du auf dem Holzweg bist
  • und graben auch nicht nach Futter für gutes Storytelling.

Wenn ihr euch gerne von meiner Arbeit überzeugen möchtet und erwägt, mich zu buchen, dann

Gesunde, menschliche Neugier

Ich bin kein Chatbot! Deshalb ist die obige Liste bestimmt nicht vollständig. Fällt dir etwas ein, das ich vergessen habe? Liege ich irgendwo falsch? Schreib es gerne in die Kommentare! Ich bin neugierig. Neugierig … Das sind Chatbots sicher auch nicht. Dabei ist Neugier der Motor des Journalisten und Keim guter Texte mit frischen Erkenntnissen.

Letzter Gedanke: Menschen kaufen von Menschen. Wer Interessenten zu Kunden machen will, sollte das im Hinterkopf behalten. Und selber Mensch bleiben. Also hab ein Herz für Kanarienvögel und füttere lieber mich als eine KI!

Indem du mich oder jemanden meiner Zunft zu fairen Preisen buchst und damit den Wert der Arbeit und des Resultats honorierst, unterstützt du eine Existenz. Du sorgst dafür, dass wir unsere Miete zahlen und essen können, als Teil des Wirtschaftskreislaufs. Dass wir auch in Krankheit und Alter abgesichert sind. Und du gewährleistest letztlich auch, dass du selbst ans Ziel kommst.

Fazit und ein Lesetipp

Ich bin kein Chatbot, denn ich biete mehr als geschriebene Worte. Ich höre vor allem erstmal zu. Ich stelle Fragen, um an wichtige Informationen zu kommen. An neue Informationen! Ich habe einen frischen Blick auf Dinge, die du vielleicht selbst nicht (mehr) siehst oder relevant findest. Deshalb kann ich dir Alternativen nennen und neue, bessere Wege vorschlagen. So sorge ich für Aha-Momente und Mehrwert.

Der Text eines Chatbots mag überraschen, aber kann er über die Ansammlung von Informationen hinaus bereichern? Kann er überhaupt zum Ziel führen, wenn bei der Anfrage nicht ganz klar ist, was der Text können soll? Wenn niemand sieht, was ein guter Text eigentlich noch könnte?

Gerne verweise ich in diesem Zusammenhang auf Douglas Adams und sein grandioses Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Die Antwort sei 42, sagt der Computer Deep Thought. Aber worauf genau?

Ich bin kein Chatbot! Ich bin ich. Eine natürliche Intelligenz. Kein Fußballgott, aber ein Kanarienvogel. Klein, gelb wie die Sonne und fröhlich. Mein Name ist Slartibartfaß. Tschiep!

Nachtrag: Noch ein Lesetipp!

Auch Peter Wittkamp, Autor und unter anderem federführend als Gagschreiber für die heute show online im Einsatz, hat sich mit dem Thema Chatbots beschäftigt. Nachdem ich meinen Artikel fertig hatte, erschien sein Newsletter mit dem Titel „Kindliche Intelligenz“, den ich euch hiermit wärmstens empfehle. Peter hat darin nämlich den Selbstversuch gewagt und den Bot ChatGPT gebeten, einen Newsletter zum Thema Kinder zu verfassen. Aber nicht irgendwie, sondern in seinem Namen …

Nun, was soll ich sagen. Ich lese Peters Texte regelmäßig, zähle sogar zu den zahlenden Mitgliedern auf Steady, wo der Newsletter erscheint und man Peter unterstützen kann, wenn man das möchte. Ich würde also selbstbewusst behaupten, ich kann einen Wittkamp von einem Botkamp unterscheiden!

Was ChatGPT da ausgeworfen hat, ist in meinen Augen ein netter Versuch, der meine These bestätigt. Eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, die vermissen lassen, was Peter unverwechselbar macht: Schlagfertigkeit, Selbstironie und trockenen Humor. Das Beste an diesem Text sind Peters Kommentare dazwischen!

Peter hat ChatGPT übrigens auch gebeten, das Thema Kinder durch die Brille von Stephen King, Dan Brown und – nur für zahlende Unterstützer sichtbar – Agatha Christie zu beackern. Auffällig ist tatsächlich, wie Stil und Inhalt den entsprechenden Genres angepasst werden. Doch würdet ihr die Geschichten weiterlesen wollen?

Auch das könnt ihr ja gerne mal kommentieren, wenn ihr Lust habt!

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