Grenzen setzen

7 persönliche Neins für mehr Energie und Fokus

JA. Das sind zwei Buchstaben mit Burnout-Potenzial. Zwei läppische Buchstaben, die 2021 dafür sorgten, dass mir der Saft ausging. Die Pandemie, die damit einhergehende Ungewissheit und die Tatsache, dass man eh nur zuhause hockte, befeuerten den Ja-Sager in mir. Dabei konnte ich mich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Und so stiegen die Umsätze, während die Leistungskurve fiel. Es wurde Zeit, Grenzen zu setzen und es mit vier Buchstaben zu probieren, die bekanntlich einen vollständigen Satz darstellen: NEIN!

Grenzen setzen schafft Klarheit

Wer öfter nein sagen will, muss wissen, wo der Schuh drückt. Das war mir aber erstmal gar nicht so klar. Ich liebte meinen Job, war gerne für meine Kunden da. Vielleicht ein bisschen zu sehr? Wie viel war zu viel? Was ich merkte: Mein Herzensprojekt – ein Buch – stellte ich seit Jahren zurück. Mein Blog schlief immer wieder ein, mein Marketing kam zu kurz. Stets waren die Aufträge wichtiger. Zur Not auch abends oder am Wochenende.

Ich wurde immer unzufriedener, hatte dauernd das Gefühl, wichtige Dinge nicht zu schaffen und nur noch zu reagieren. Ich musste den Reset-Knopf drücken und buchte deshalb ein Coaching für Selbständige, das mich durch das Jahr 2022 begleitete.* Schnell merkte ich, wie gut es mir tat, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Es gab wöchentliche, motivierende Impulse, und jemand stellte die richtigen Fragen. Fragen, die mich meine Werte und Ziele auf den Prüfstand stellen ließen.

Christine Piontek Titelfoto Blogartikel "Grenzen setzen"
Grenzen setzen! Ein klares NEIN ist oft viel besser als ein halbherziges JA

2023 steht im Zeichen der Neuausrichtung. Was bleibt, ist das Schreiben. Aber nur noch für Menschen, die verstehen, dass ich ihnen mit besonderen Texten zu besonderer Aufmerksamkeit verhelfen kann. Ich habe erkannt, dass ich auch meine eigenen Projekte vorantreiben darf, weil sie wertvoll sind und die Arbeit daran mir Energie gibt. Und dass ich nicht kreativ sein kann, wenn Pausen und Sport zu kurz kommen.

Ich weiß jetzt, wo ich Grenzen setzen muss. Ich habe gelernt, dass das nicht nur mir hilft, sondern auch den Menschen, die mich beauftragen. Regeln schaffen einen Rahmen und Orientierung. Ein klares Nein ist oft viel besser als ein halbherziges Ja.

Deshalb sage ich jetzt …

… NEIN zu ständiger Verfügbarkeit

Anrufe morgens um 7 Uhr nehme ich nicht mehr an. Nachrichten, die abends oder am Wochenende eintrudeln, werden zu meinen Bürozeiten beantwortet. Die sind Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr. Denn das, was ich einst als Serviceleistung angesehen habe – ständige Verfügbarkeit, damit nichts anbrennt – sorgt dafür, dass ich nie zur Ruhe komme.

Permanente Erreichbarkeit, selbst im Urlaub, setzt außerdem falsche Signale. Eine Reaktion aus Hilfsbereitschaft wird nicht respektiert, sondern ausgenutzt. Ständige Verfügbarkeit schürt Erwartungen. Der Druck, der daraus resultiert, ist selbstgemacht – und nicht gesund!

… NEIN zu Unterbrechungen

Schreiben hat sehr viel mit Fokus zu tun. Ich muss mich reinarbeiten in ein Projekt. Muss nicht nur Fakten sammeln, sondern auch meine Gedanken zu einem Thema. Muss sie strukturieren. Und zwar so, dass sie sich an einem roten Faden schlüssig entwickeln. Es kommt der Moment, da springt der Funke über. Es beginnt zu fließen und …

KLINGELINGELING RAMMTAMMTAMM PIEP PIEP DINGDONG MÖÖP MÖÖP

Wo war ich doch gleich? Ach ja! Der Schreibtunnel. Unterbrechungen sind hier wie Sand im Getriebe. Anschließend wieder in den Flow zu kommen, dauert seine Zeit. Im schlimmsten Fall muss ich abbrechen und vertagen, weil andere Aufgaben in der Schlange stehen – oder es einfach nicht mehr flutschen will. Grenzen setzen ist hier also sehr wichtig.

Deswegen bin ich dazu übergegangen, Telefonate nur noch mit Termin zu führen oder um schriftlichen Input zu bitten, wenn dies zeitlich einfacher ist. Das Handy schalte ich stumm und rufe zurück, wenn eine Aufgabe abgeschlossen ist. So bleibe ich fokussiert und liefere bessere Ergebnisse, zur vereinbarten Deadline und im vereinbarten Rahmen. Und dies ist ja schließlich auch im Interesse meiner Auftraggeber!

… NEIN zu Fremdbestimmtheit

Mir ist es wichtig, selbstbestimmt zu arbeiten. Ich brauche das, um motiviert und leistungsfähig zu bleiben. Wenn ich merke, die Sonne scheint und eine Pause würde mir guttun, um anschließend mit neuer Konzentration weiterzuschreiben, dann gehe ich raus. Ja, auch während der Bürozeiten, denn ich bin die Chefin! Das ist dann wie ein Termin, und alles andere würde mich nur blockieren.

Um sowohl Aufträgen als auch eigenen Projekten gerecht werden zu können, plane ich meine Woche, den Monat, das Quartal. Ich lerne, dass weniger mehr ist und auch Sport und Freizeitaktivitäten einen Platz im Kalender haben, um für Ausgleich zu sorgen. Lieber mache ich ungeplant etwas mehr, als einen Teil des Plans nicht zu schaffen.

Grenzen setzen beinhaltet hierbei auch, Zeitfenster für Projekte klar zu kommunizieren, rechtzeitige Rückmeldungen einzufordern, um weiterarbeiten zu können – und nicht alles umzuschmeißen, wenn Feedback ausbleibt. Learning: Wer seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommt, hat nicht das Recht, meinen Plan durcheinanderzuwirbeln! Ich darf üben, da öfter nein zu sagen und eisern zu bleiben. Denn sonst bleibt unweigerlich was auf der Strecke und Frust ist programmiert.

… NEIN zu unbezahlter Mehrarbeit

Wenn Rückmeldungen ausbleiben, werde ich automatisch gezwungen, in eine Art Standby-Modus zu gehen. Denn das erwartete Feedback kann ja nun jederzeit eintrudeln, und weil auch die Deadline immer näher rückt, muss ich dann sofort handeln. Ich muss womöglich alles stehen und liegen lassen, um meinen Teil der Abmachung zu erfüllen und …

Stopp, innehalten – Grenzen setzen! Ich MUSS gar nichts. Denn es gibt ja nicht nur die Mitwirkungspflicht, ich bin auch nicht an Weisungen gebunden. Vor allem aber muss ich Mehrarbeit nicht unbezahlt leisten. Standby – genau wie Kurzfristigkeit, Nachtarbeit und die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen – ist ein Service, der mit zusätzlichem Aufwand einhergeht und deshalb berechnet wird. Üblich ist ein Zuschlag von mindestens 50 Prozent.

In der Vergangenheit habe ich immer wieder ein Auge zugedrückt, weil ich niemanden verprellen wollte. Und wenn ich erstmal angefangen hatte, statt des kleinen Fingers die ganze Hand zu reichen, wie sollte ich das Ruder wieder herumreißen? Also hab ich‘s ausgebadet mit meiner Kraft, meiner Zeit, meiner Gesundheit – und dem nagenden Gefühl, für meinen Einsatz nicht angemessen bezahlt zu werden. Mach ich nicht mehr!

… NEIN zu Dumpinghonoraren

Freelancer sind keine billigen Dienstboten, auch wenn das manche zu glauben scheinen. Ich hatte schon Anfragen, bei denen man erwartete, dass ich augenblicklich über das schlecht budgetierte Stöckchen springe und dafür alles stehen und liegen lasse. Begründung: Wir sind ein Startup, Ihr Portfolio ist so toll und wir wollen Sie unbedingt … Hä?

Es gibt Menschen, die meinen, sie könnten die Leistung einer Agentur einfordern, aber Dumpingpreise zahlen. Gleichzeitig setzen sie voraus, dass es schnell geht, weil sie ja einen Profi mit Expertise beauftragen – der auch besser ist als ein Laie, aber sonst nix zu tun hat und sich die Finger danach leckt, für Centbeträge einen möglichst kurzen, aber natürlich wirksamen Text rauszuhauen, der die Verkaufszahlen ankurbelt.

Solche Anfragen sortiere ich mittlerweile direkt aus. Wer meiner Arbeit so wenig Wertschätzung entgegenbringt, umgekehrt aber vollen Einsatz und Professionalität fordert, passt nicht zu mir. OK, ich gestehe zu, dass Unwissenheit oder Naivität im Spiel sein können. Vielleicht ist in dem Fall folgende Erläuterung hilfreich:

  • Von meinem Honorar muss ich nicht nur meinen Lebensunterhalt bestreiten, es gehen auch noch Steuern und diverse Versicherungsbeiträge ab. Ich bekomme keinen bezahlten Urlaub, muss Rücklagen bilden und Investitionen tätigen. Anders als Arbeitnehmer muss ich selbst für mein Büro und meine Arbeitsmittel aufkommen.
  • In einem guten Text steckt viel mehr als die Zeit, die ich zum Schreiben benötige. Ein Bruchteil der Zeit, die ein Laie braucht, wohlgemerkt! Wobei kürzere Texte oft aufwendiger sind als lange. Spätestens hier sollte klar werden, dass Cent pro Wort oder Stundensätze keine geeignete Maßeinheit für die erbrachte Leistung sind!

… NEIN zu schlechten Briefings

Letztes Jahr bekam ich im Rahmen einer Anfrage ein Dokument zugeschickt, in dem das Projekt und diverse Zuständigkeiten umrissen waren. Aus farbig hinterlegten Passagen in einem Wust von Infos sollte ich Art und Umfang meiner Aufgabe erkennen, um zu kalkulieren und anschließend zeitnah loszulegen. Ein Ding der Unmöglichkeit ohne zusätzliche Erläuterungen! Gleichzeitig gab man mir unverblümt zu verstehen, die vorherige Texterin sei grottenschlecht gewesen. Und ich dachte nur: Kein Wunder, die arme Sau!

So kann und will ich nicht arbeiten! Und das hab ich dann auch gesagt. Aus der dürftigen Info könne ich allenfalls eine Spanne von bis kalkulieren. Ich bot an, meine Kalkulation nach einem persönlichen Gespräch zu konkretisieren, bei dem wir alle offenen Fragen klären könnten. Das Briefing und die Basisrecherche würden sich dabei als elementarer Bestandteil meiner Arbeit mit Summe X in der Kalkulation niederschlagen …

Was folgte, war Stille. Ich habe nie wieder etwas gehört, und das war auch gut so. Die beste Expertise hilft nämlich nichts, wenn ich die Nadel im Heuhaufen finden soll. Am Ende hätten sie auch mich in der Luft zerrissen. Für kleines Geld, versteht sich. Grenzen setzen ist in so einem Fall pure Selbstfürsorge!

… NEIN zu Schablonentexten

Ich hatte mal einen Fall, da haben mehrere Beteiligte meine Texte in der Entwurfsphase begeistert gelesen. Das passiert mir Gott sei Dank öfter, wofür ich sehr dankbar bin. Aber hier waren sogar die Techniker hin und weg, und das will was heißen! Ich hatte mich auch wirklich reingekniet, viele Tage, Abende und sogar Wochenenden investiert, ohne mehr zu berechnen. Das Schreiben hatte wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich war stolz auf das, was ich abgegeben hatte.

Umso überraschter war ich, als das, was bis dahin so positives Feedback bekommen hatte, eine Etage höher bei der Endabnahme plötzlich nicht mehr gewünscht war. Obwohl zuvor eingereichte Probetexte auch dort gut angekommen waren. Jeder Ansatz von Emotion und Storytelling, der die Broschüre zu etwas Besonderem gemacht hätte, wurde gestrichen. Sprechende Verben und animierende Adjektive als zu blumig empfunden.

Ich war so frustriert und traurig! Besonders, weil die Zusammenarbeit bis dahin perfekt und sehr erfüllend gewesen war. Alles schien zu stimmen. Ich hatte sogar das großartigste Briefing meiner mittlerweile 15 Jahre währenden Selbständigkeit bekommen, mit sorgfältig aufbereiteten Unterlagen. Ein Traum! Umso enttäuschender war dann das Ergebnis. Fragmentarisch, schablonenhaft und langweilig. Vermutlich hätte das auch ein Chatbot gekonnt. Aber ich bin ja keiner! Und da wusste ich: So will ich nie wieder arbeiten!

Schablonentexte mit Allgemeinplätzen, Worthülsen und abgedroschenen Phrasen sind nichts, was die Leserschaft vom Hocker haut. Deshalb würde ich als Expertin auch immer davon abraten. Ich habe ein Talent – das sage ich ganz selbstbewusst – Informationen so zu verpacken, dass das Lesen Spaß macht. Ich kann Texte produzieren, die positiv aus dem Rahmen fallen und deshalb im Gedächtnis bleiben. Das Ding ist: Nicht jeder findet das für sich passend. Nicht jeder traut sich, anders zu sein. Das ist OK – aber dann passen eben auch wir nicht zusammen. Deshalb sage ich bei solchen Anfragen immer öfter nein. Sie demotivieren und blockieren mich, saugen Energie. Energie, die ich dann lieber in (eigene) Projekte stecke, die für mich mehr Sinn ergeben.

Passen wir zusammen?

Vielleicht ist ja dein Projekt eines, zu dem ich JA sagen würde? Weil du Persönlichkeit zeigen willst, offen bist für Storytelling und mit einer emotionalen Ansprache Herz und Hirn deiner Zielgruppe erreichen möchtest? Dann

und wir vereinbaren einen Termin für ein kostenloses und unverbindliches Erstgespräch. Natürlich nur, wenn du nicht vorhast, mich in Cent pro Wort oder ähnlich unterirdisch zu bezahlen. Aber du weißt ja, dass ich da Grenzen setze, also sollte das kein Problem sein!

*Für Neugierige: Bei dem Coaching handelte es sich übrigens um das Gruppenprogramm „Business Bloom“ von Lilli Koisser (unbezahlte Werbung). Danke an dieser Stelle noch einmal an Lilli und ihr Team für ein sehr wertvolles, in vielerlei Hinsicht bereicherndes Jahr!

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